Anke Wagner (43) leitet seit Januar dieses Jahres das größte Amt der Stadtverwaltung Leonberg. Ihr unterstehen im Amt für Jugend, Familie und Schule etwa 420 Personen, davon sind allein 250 Erzieherinnen und Erzieher in den städtischen Kindertageseinrichtungen. Sie kann im Amt auf ein hohes Maß an Kompetenz zurückgreifen.
Anke Wagner ist seit Januar bei der Stadt Leonberg. | © privat
Für keinen anderen Bereich gibt die Stadt Leonberg mehr Geld aus als für die Kinderbetreuung. "Wir können stolz sein auf die Ist-Situation", sagt die Leiterin des Amts für Jugend, Familie und Schule, Anke Wagner. In diesem Jahr wurde das Kinderhaus West neu eröffnet, 2023 das Kinderhaus Nord. In der Berliner Straße entsteht eine sechsgruppige Kita. Die Bedarfsplanung der vergangenen Jahre hat sich ausgezahlt. Wagner geht davon aus, dass in den kommenden Jahren allen Kindern in Leonberg ein Betreuungsplatz angeboten werden kann.
Auf dem Erfolg der Kinderbetreuung in Leonberg ruhen sich aber weder Anke Wagner noch ihr Amt aus. Schließlich kommen die Kindergartenkinder ins Schulalter und ab 2026 müssen Schulen eine Ganztagesbetreuung gewährleisten. Dafür braucht es eine Schulentwicklungsplanung.
„Allein könnte ich das hier nicht alles leisten. Glücklicherweise kann ich im Amt für Jugend, Familie und Schule auf eine sehr gute Kommunikation mit den Abteilungsleitungen zurückgreifen und bei meinen Mitarbeitenden besteht auf allen Ebenen eine sehr gute Grundlage durch Qualifikationen, Berufserfahrung und Strukturierung."
Sie schätze auch die enge Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung. Vor allem mit dem Gebäudemanagement, dem Amt für IT und Digitalisierung sowie der Personalabteilung ist Anke Wagner im ständigen Austausch. "Für meine Arbeit ist wesentlich, dass ich einen guten Draht zu den anderen Amtsleitungen und auch zu Herrn Cohn habe." Der Oberbürgermeister unterstütze ihre Vorhaben und stehe ihr beratend zur Seite.
Die Kinderbetreuung nimmt viel Raum ein im Amt für Jugend, Familie und Schule. Sie ist aber längst nicht die einzige Aufgabe. "Wir kümmern uns um alle sozialen Themen der Stadt", sagt die Amtsleiterin. So berät zum Beispiel der Soziale Dienst der Stadt alle Menschen, die hilfesuchend sind. Die Mitarbeitenden versuchen, die passenden Angebote zu finden. Seien es Anträge für Wohngeld oder die Rentenberatung. So ermöglicht zum Beispiel der Familien-Teilhabepass Vergünstigungen, etwa beim Eintritt ins Leobad.
Der Soziale Dienst ist neben der gut besuchten Sprechstunde aber auch "draußen" vor Ort. "Wir sind für Familien, für Menschen mit Beeinträchtigung, für Obdachlose – eigentlich für alle – zuständig", erklärt Wagner. Das sei gleichzeitig auch die große Herausforderung: Die Themen sind breit gefächert. So unterstützt das Integrationsmanagement zum Beispiel die Menschen in den Geflüchtetenunterkünften, andere haben einkommensschwache Familien im Blick.
Es gilt, den Überblick über die Menschen und die Lage in Leonberg zu haben. "Wir dürfen allerdings nicht einschreitend arbeiten. Ist zum Beispiel eine Person stark alkoholisiert, können wir zwar den Rettungsdienst rufen, wenn die Person aber nicht ins Krankenhaus möchte, können wir nichts machen." Stattdessen steuert der Soziale Dienst Hilfsangebote. Dafür ist auch ein enger Draht zu Einrichtungen und Organisationen im Umkreis nötig.
Verstärkung für den Außendienst bekommt der Soziale Dienst von Kolleginnen und Kollegen im Ordnungsamt. Darüber hinaus sollen Supervision, Coachings und fachliche Schulungen den Mitarbeitenden im Sozialen Dienst Werkzeuge an die Hand geben, mit der eigenen psychischen Belastung umzugehen.
Anke Wagner spinnt den Gedanken der Versorgungslage noch weiter. "Eine offene Sprechstunde von Hausärzten könnte sehr weiterhelfen. Sodass sie mit Menschen ins Gespräch kommen, sich eine Regelmäßigkeit etabliert und sie die Menschen im Blick behalten." Medizinische Fachkräfte im Netzwerk des Sozialen Dienstes könnten zusätzliche und kurzfristige Unterstützung beisteuern.
Jugendliche haben ebenfalls einen Fokus in Anke Wagners Amt. Das Stadtjugendreferat fördert die Beteiligung von jungen Menschen, zum Beispiel in der Kommunalpolitik über den Jugendausschuss. Doch vor allem muss Jugendarbeit nicht nur im Rathaus stattfinden, sondern dort, wo sich die Jugendlichen aufhalten: in der Schule oder an Treffpunkten in der Stadt. "Vieles können wir nur durch die Jugendarbeit abfedern, welche die Jugendhäuser, die Mobile Jugendarbeit und die Schulsozialarbeit in Leonberg leisten." Wagner spricht von schnelllebigen Themen wie Cybermobbing. "Die Fachkräfte bieten den Jugendlichen andere Perspektiven und Möglichkeiten. Nur wenn wir das so intensiv weiterführen, können wir Probleme frühzeitig angehen."
"Alle Familien und alle Kinder sollen Dinge in Leonberg erleben können", findet Anke Wagner. Die Angebote und Beratung des Amts für Jugend, Familie und Schule sollen Chancengerechtigkeit in Leonberg ermöglichen. Was passiert, wenn eine Familie die Kita-Gebühr nicht bezahlen kann? "Wir helfen dann, den Antrag auf wirtschaftliche Jugendhilfe zu stellen."
"Wir stehen für Wegweiser, Beratung und Hilfe zur Selbsthilfe. Vor allem sind wir bürgernah. Wer bei uns anruft, bekommt Hilfe. Und wenn wir selbst nicht weiterhelfen können, stellen wir den Kontakt zur richtigen Anlaufstelle her." Die Rückmeldung der Bürgerinnen und Bürger ist positiv. "Manche kommen fast täglich, weil sie in vielen Lebensbereichen Unterstützung benötigen", so Wagner.
Auch Beratung für Seniorinnen und Senioren ist im Amt angesiedelt. Bei Beratung zu finanziellen Fragen oder Fragen zur Pflege ist der Soziale Dienst erster Ansprechpartner und kann an Fachstellen vermitteln. Im Bürgerzentrum Stadtmitte sind neben ehrenamtlichen Gruppen auch Beratungsangebote verortet.
"Wenn es darum geht den Alltag gut zu bewältigen, sind die Bürgerinnen und Bürger die besten Experten für Ihre Wünsche und Bedürfnisse. In der Quartiersarbeit geben wir allen regelmäßig den Raum uns in Formaten der Bürgerbeteiligung Rückmeldungen zu geben und durch bürgerschaftliches Engagement das soziale Miteinander qualitativ zu verbessern", so Wagner.
Wie behält Anke Wagner bei so vielen Themen den Überblick? Studiert hat sie Arbeitsmarktmanagement und Public Management, dann war sie als Sachbearbeiterin im Jobcenter tätig. Als Sachgebietsleitung der wirtschaftlichen Jugendhilfe im Jugendamt war sie für Mitarbeitende sowie Klientinnen und Klienten verantwortlich. Zwischendurch hat sie die Altenpflege kennengelernt. Die praktische Erfahrung ist von Vorteil: "Ich kenne die Institutionen und deren Prozesse, auch deren rechtliche Auslegungen." Außerdem engagiert sich die Amtsleiterin ehrenamtlich in der schulischen Elternarbeit sowie als Betreuerin für einen älteren Menschen.
"Mein Interesse liegt schon immer voll und ganz im sozialen Bereich und damit auf den Schwerpunkten, die ich bei der Stadt Leonberg habe, zum Beispiel der Ausbau zu Ganztagesschulen. Die Stadt muss sich auch für ihre kleinen Bürgerinnen und Bürger einbringen." Anke Wagner fasst zusammen: "Wir verstehen uns als Dienstleister. Wir arbeiten bürgernah. Was wir als Stadt tun können, müssen wir auch leisten. So kann jeder in der städtischen Gesellschaft seinen Platz finden."