In Leonberg haben viele historische Personen die Geschichte Leonbergs mitgeprägt. In ihren Porträts erfahren Sie mehr über deren Biographie und Beziehung zu Leonberg.
Obwohl in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten, ist Otto Baum gleichwohl einer der bedeutendsten Bildhauer um die Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland. In Leonberg geboren, wuchs er in Vaihingen auf und studierte später an der Stuttgarter Akademie. Wie viele Künstler seiner Generation, geriet auch er während des Nazi-Regimes ins Abseits.
Er musste versteckt arbeiten und hatte keine Ausstellungsmöglichkeit.
Trotzdem verfolgte er den eingeschlagenen Weg der Formvereinfachung unbeirrt bis er zu immer reineren Lösungen gelangte, die ihn zu einem Begründer der modernen Plastik machen. Hans Arp und Henry Moore schätzten ihn hoch ein. Späte Anerkennung erfuhr er 1946 durch seine Berufung an die Stuttgarter Akademie, wo er endlich frei arbeiten konnte. Im Alten Rathaus Leonberg ist sein Bronzerelief „Ruhendes Paar“ (1939) zu sehen.
Er war der Züchter der Hunderasse „Leonberger“, einer Kreuzung aus Neufundländer, Bernhardiner und Pyrenäen-Wolfshund. Die kinderlieben Hunde fanden international große Verbreitung. Der umtriebige Unternehmer war Stadtrat in Leonberg und in vielen Vereinen engagiert.
Sogleich nachdem Frauen in der Weimarer Republik ab 1919 das aktive und passive Wahlrecht erhalten hatten, bewarb sich die Kontoristin Berta Haffner für die Wahl in den Gemeinderat Leonbergs und wurde gewählt. Sie gehörte drei Jahre lang als erste Frau in diesem Gremium der SPD -Fraktion an.
Unter der Führung des Leonberger Bürgermeisters Gottlieb Wilhelm Hoffmann schlossen sich im Jahr 1819 68 Familien pietistischer Glaubensauffassung zusammen und erwarben als Güterkaufgesellschaft das ehemalige Rittergut Korntal. Dort gründeten sie in Erwartung der nahen Wiederkunft Christi eine Gemeinde, die der Urchristengemeinde möglichst ähnlich sein sollte. Ihre Ideen waren zweifellos angeregt durch Christianopolis, der christlichen Idealstadt, wie sie Johann Valentin Andreä beschrieben hatte.
Der als Mathematiker und Astronom weltbekannte Johannes Kepler wurde 1571 in Weil der Stadt geboren. Seit seinem fünften Lebensjahr lebten er und seine Eltern mit Unterbrechungen in Leonberg, wo er die Lateinschule besuchte. Mit 13 Jahren wurde er Klosterschüler, zunächst in Adelberg, dann in Maulbronn.
Noch vor dem Ende des Theologiestudiums in Tübingen erhielt er eine Stelle als Mathematicus in Graz. Diese bot ihm Zeit und Muße für astronomische Studien, 1596 erschien sein Erstlingswerk "Mysterium Cosmographicum" (Weltgeheimnis).
In Prag wurde er 1601 zum Nachfolger des kaiserlichen Astronomen Tycho Brahe ernannt. Seine bedeutendste Entdeckung waren die Planetengesetze, die eine genaue Berechnung der elliptischen Planetenumlaufbahnen ermöglichten.
Weiterführende Informationen finden Sie im Stadtmuseum Leonberg und auf der Webseite der Kepler-Gesellschaft.
Die Kepler-Gesellschaft ist eine historisch-wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung des Andenkens an und Wissens über J. Kepler sowie der Beschäftigung der Jugend mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen. Sie unterhält im Geburtshaus Keplers in Weil der Stadt auch das Kepler-Museum.
Mutter von Johannes Kepler. Sie ist in Eltingen geboren und heiratete 1571 den Heinrich Kepler aus Weil der Stadt. 1575 zog das Paar von Weil der Stadt nach Leonberg und erwarb dort das Bürgerrecht. Im Jahr 1615 wurde die inzwischen verwitwete Katharina Kepler als Hexe verdächtigt und später angeklagt. Ihr Sohn Johannes war inzwischen kaiserlicher Hofmathematicus geworden und lebte in Linz. Die Beschuldigungen und die Anklage gegen die Mutter zögerten sich bis zum Jahr 1620 hinaus, als sie schließlich verhaftet wurde. Der Hexenprozess dauerte 14 Monate. So lange war Katharina Kepler inhaftiert. Mit Hilfe ihres Sohnes Johannes und dank ihrer Standhaftigkeit angesichts der angedrohten Folter wurde sie 1621 aus der Haft entlassen. Sie starb im darauffolgenden Jahr im Alter von 75 Jahren.
Der Dichter war während seiner 8 Jahre andauernden Vikariatszeit – er nannte sie „Vikariatsknechtschaft“ – auch Pfarramtsverweser in Eltingen. Von Juli 1831 bis Januar 1832 versah er stellvertretend den Pfarrdienst in dem 1600 Seelen Dorf. Die Gemeinde war zufrieden. Doch Mörike haderte mit seinem Brotberuf. „Der Kirchenrock und seine Atmosphäre verhängt mir manchen heitern Horizont, sowohl am poetischen als überhaupt humanen Himmel,“ schrieb er an einen Freund. In Eltingen korrigierte er die ersten Druckbogen seines Romans „Maler Nolten“, der dann im August 1832 veröffentlicht wurde. Hier verfasste Mörike die beiden Gedichte „Agnes“ und „Hochzeitlied“. „Nicht weit vom Dorf zwei Linden stehn“, heißt’s im Hochzeitlied. So ist es heute noch.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite der Mörike-Gesellschaft.
Der aus Eltingen stammende Missionar gründete im Jahr 1929 in Leonberg eine Bausparkasse, die „Creditgenossenschaft des Christlichen Notbundes zur gegenseitigen Hilfe“ (CCN). Ab 1934 führte diese den Namen „Leonberger Bausparkasse“ und machte die Stadt schließlich überall in Deutschland bekannt. Im Zwiespalt zwischen Evangelisation und Unternehmertum war Christian Röckle jedoch bald nach der Gründung aus dem Vorstand ausgeschieden.
Geboren als Pfarrerssohn in Leonberg, wo seine Familie allerdings nur noch bis zu seinem zweiten Lebensjahr blieb, wurde der hochbegabte Schelling nach dem Studium in Tübingen Professor der Philosophie in Jena, Würzburg, Erlangen, München und Berlin. Ein wichtiges Werk Schellings war seine „Naturphilosophie“, worin er die Welt als fortwährenden Schöpfungsprozess und damit als Manifestation des Göttlichen charakterisierte. Weitere zentrale Begriffe seiner philosophischen Arbeit waren „Freiheit“ und „Geschichte“. In seinem Spätwerk kollidierte er mit seiner Auffassung über die Grundlehren des Christentums mit dem ebenfalls in Leonberg geborenen Sohn des Vorgängerpfarrers seines Vater, mit Heinrich Eberhard Paulus, der ihn und seine Philosophie stark anfeindete.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite der Schelling-Gesellschaft.
Die Schelling-Gesellschaft ist eine philosophisch-wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Werk und der Person F.W.J. Schellings.
„Ich bin sehr schön logiert“, schrieb Elisabeth Schiller an ihren Sohn Friedrich, nachdem sie im November 1796 von der Solitude ins Leonberger Schloss umgezogen war. Die Witwe lebte hier zunächst noch zusammen mit der Tochter Louise, bis diese heiratete und mit ihrem Mann, dem Pfarrer Frankh, nach Cleversulzbach verzog. Dank des beträchtlichen Zuschusses vom Sohn zur herzoglichen Pension und dank ihres sparsamen Haushaltens kam sie in den teuren Kriegs- und Besatzungszeiten zurecht. Für Besuche in Cleversulzbach oder gar in Jena oder Weimar reichten die eigenen Mittel aber nicht aus. Mutter und Sohn verkehrten nur noch brieflich miteinander. Schwer krank und pflegebedürftig übersiedelte Elisabeth Schiller Anfang 1802 zur Tochter nach Cleversulzbach. Dort starb sie am 29. April 1802 und dort wurde sie auch begraben.
Der Bildhauer Jeremias Schwartz schuf die künstlerisch bedeutendsten Grabdenkmäler Leonbergs. Als erstes Werk sind uns Bauskulpturen am Turm der Stadtkirche aus dem Jahr 1574 bekannt. Ab etwa 1582 war er Hofbildhauer am kurpfälzischen Hof in Heidelberg. Nach 1590 kehrte er nach Leonberg zurück und betrieb dort eine erfolgreiche Werkstatt, aus deren Produktion zahlreiche Grabdenkmäler erhalten sind, die heute in der Stadtkirche bewahrt werden. Schwartzs besondere künstlerische Leistung war es, für die bürgerliche Oberschicht, zu der er selbst gehörte, eine eigene, bisher ungekannte Bildform des Grabdenkmales zu etablieren. Er gehört dadurch zu den wichtigen Bildhauern der Spätrenaissance in unserem Raum.
Daniel Speer war von 1670 - 1672 Schullehrer (Provisor) an der Lateinschule in Leonberg. Erst später, in seiner Zeit als Lehrer in Göppingen, tat er sich durch die Herausgabe mehrerer Romane hervor, die ihm in der jüngeren literaturwissenschaftlichen Forschung den Ruf eines schwäbischen Simplizissimus einbrachten. Interessant und hörenswert sind auch seine musikalischen Werke: er komponierte Kirchenmusik. Kleinere Stücke für Bläser sind genauso überliefert wie geistliche Konzerte für Orchester.
Zusammen mit ihrem Mann Karl Stingele hat sie im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen in Leonberg geholfen. Sie hat ihnen Essen und Kleidungsstücke zukommen lassen, sie mit Informationen versorgt und kurz vor Kriegsende in ihrem Haus fünf Häftlinge einige Wochen versteckt. Ihre mutige Hilfe, ihre praktisch ausgeübte Mitmenschlichkeit wurden erst 1979 bei der Vortragsreihe „KZ in Leonberg“ bekannt, als ein ehemaliger Gestapohäftling vom „Engel des KZ in Leonberg“ erzählte. Im Jahr darauf ist Margarete Stingele mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt worden
Gräfin von Mömpelgard und Herzogin von Württemberg. Sie lebte als Witwe des württembergischen Herzogs Friedrich I. zwischen 1609 und 1614 im Leonberger Schloss. Ihre Anwesenheit am Witwensitz brachte höfische Eleganz nach Leonberg. Nicht nur, dass vom württembergischen Hofbaumeister der Lustgarten des Schlosses (Pomeranzengarten) angelegt wurde, den sie auch zum Anpflanzen von Heilkräutern nutzte. Leonberg veränderte sich durch ihre Anwesenheit: „Aus dem Pfarrer wurde nun der Hofprediger, eine Hofapotheke entstand, ein Bäcker stieg zum Hofbäcker auf, ...“
Die Armut zeichnete das Leben und Werk des Dichters und Bauern aus Warmbronn. Als Sohn eines Schreiners und Nebenerwerbslandwirts verdingte er sich unter anderem als Taglöhner und Waldarbeiter. 1870 starb seine erste Frau, 1892 schon die zweite, von den vier Kindern starben schon zwei im Säuglingsalter. Seine Gedichte – zunächst in der lokalen Presse veröffentlicht – fanden rasch eine immer größer werdende Leserschaft. Überregionale Bekanntheit erreichte er durch den 1913 in München erschienen Sammelband „Gedichte“, den Hermann Hesse herausgab und mit einem Vorwort versah. Zu den Schriftstellern, die ihn schätzten zählte auch Kurt Tucholsky. Stand zu Lebzeiten des Dichters die Lyrik im Vordergrund, so wurde sein letztes Werk, der Erzählband „Eigenbrötler. Kleine Geschichten aus meiner Jugendzeit“ aus dem Jahr 1915 zu seinem populärsten Werk. Der zentrale Gedanke seines Denkens und Schaffens ist die „möglichste Schonung alles Lebendigen“.