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Historische Leonberger Altstadt © Vilja Staudt
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12.07.2024

TAPiR und Tagespflege: echte Alternativen zur Kita

In den Diskussionen über die optimale Betreuung für kleine Kinder werden oft Kindertagesstätten (Kitas) als Standardlösung angesehen. Jedoch gibt es andere Formen der Betreuung wie Kindertagespflege im Haushalt der Tagesmutter oder Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen (TAPiR). Sie haben Vorteile, die eine Kita häufig nicht bieten kann.  

Eindrücke aus dem TAPiR Schatzkiste

 

Die Versorgung in Leonbergs Kindergärten ist gut. Kein Wunder, dass die meisten Eltern ihre Kinder hier unterbringen möchten. Bei einer Kita weiß man, was man bekommt. Viele unterschiedliche Erzieherinnen und Erzieher, angemessene Betreuungsschlüssel, Gruppenbetreuung, Schließtage, warme Mahlzeiten und kindgerechte Außenanlagen – um nur einige Beispiele zu nennen, die auf die meisten Einrichtungen zutreffen.

Dennoch werden alternative Betreuungsmöglichkeiten von vielen Eltern in der Regel gar nicht erst in Betracht gezogen. Zu Unrecht, findet Katharina Eichler, die bei der Stadt Leonberg unter anderem dafür zuständig ist, wie die Leonberger Kinder auf Betreuungen verteilt werden. „TAPiR- und Tagespflegeeltern sind häufig mit Vorurteilen behaftet. Und das haben sie nicht verdient", sagt Eichler. Angeblich gäbe es keine Standards für die Betreuung der Kinder, anders als in Kindertagesstätten. Das stimmt aber nicht. "Die Standards sind genauso hoch. Wir sind als Stadt auch hier Vermittler und nah dran", so Eichler.

Doch was ist eigentlich Kindertagespflege im Haushalt der Tagesmutter oder TAPiR? Wo liegen die Unterscheide? Bei der Kindertagespflege im Haushalt der Tagesmutter werden bis zu fünf Kinder gleichzeitig im Haushalt betreut und dies zu flexiblen Zeiten. TAPiR hingegen bedeutet "Tagespflege in anderen geeigneten Räumen", also außerhalb einer Kita und außerhalb der Wohnung. Bei einer TAPiR-Betreuung schließen sich mehrere Kindertagespflegepersonen zusammen und betreuen gemeinsam die Kinder – in den meisten Fällen in angemieteten Räumen mit bis zu neun Kindern.

Ein Vorteil dieser Betreuungsformen liegt auf der Hand. In aller Regel können die Kinder familiärer aufwachsen und haben eine größere Bindung zu den Pflegenden. Die Tagespflegepersonen, in Leonberg sind es fast ausschließlich Frauen, können häufig intensiver auf die Bedürfnisse der einzelnen Kinder eingehen, weil sie weniger Kinder betreuen und mehr Zeit pro Kind einplanen können. Ein weiterer Vorteil ist, dass es die klassischen Schließtage zwar auch bei TAPiR- und Tagespflege-Betreuung gibt, diese aber oft nicht in die Ferien gelegt werden. So sind Reisen auch außerhalb der Hochzeiten möglich. 

Tagespfelegeverein unterstützt und bildet aus

Das bestätigt auch Saskia Spiegelberg von Tages- und Pflegemutter e.V. Leonberg: "In der Kindertagespflege können Kinder in einer kleinen Gruppe spielen, lernen und wachsen, wobei sie von einer erfahrenen Betreuungsperson begleitet werden. Diese Form der Betreuung bietet oft eine größere Flexibilität in Bezug auf Betreuungszeiten und -orten, was besonders für berufstätige Eltern von Vorteil sein kann."

Der Leonberger Verein ist im Wesentlichen dafür zuständig die Qualität der Kindertagespflegepersonen sicherzustellen und diese im Alltag zu betreuen. Im Aufgabengebiet des Vereins liegt somit auch die Ausbildung beziehungsweise die Qualifikation der Kindertagespflegepersonen.

"Die Qualifizierung dauert circa eineinhalb Jahre. 50 Unterrichtseinheiten Theorie sind vorbereitend zu absolvieren, danach folgen 250 Unterrichtseinheiten praxisbegleitend. Es werden Grundlagen vermittelt und geprüft, welche Motivation und welche Haltung bei der jeweiligen Personen dahintersteckt", sagt Spiegelberg. 

Zwischenprüfung und weiter Quaifikationen nötig

Erst nach einer bestandenen Zwischenprüfung und nach zwei Hausbesuchen, in denen die familiäre Situation der Kindertagespflegeperson und die Sicherheit der Räumlichkeiten geprüft wird, geht es im weiteren Verlauf der Qualifizierung beispielsweise um pädagogische Inhalte, den Umgang mit Kindern und Konflikten, Kooperationsgespräche mit den Eltern der Tageskinder und vieles mehr.

Wenn alle Kooperationspartner, wie zum Beispiel auch das Jugendamt des Landratsamtes Böblingen, die Kindertagespflegepersonen für qualifiziert halten, darf eine Pflegeerlaubnis beantragt werden. Ohne eine, vom Jugendamt ausgestellte Pflegeerlaubnis, darf eine Kindertagespflegepersonen keine Kinder betreuen. Hierbei werden verschiedenste Dinge geprüft, wie zum Beispiel der gesundheitliche Zustand, die Absolvierung eines Erste Hilfe Kurses am Kind, Führungszeugnisse aller im Haushalt lebenden Erwachsenen und noch vieles mehr. Ist die Pflegeerlaubnis ausgestellt, darf die Kindertagespflegeperson Tageskinder aufnehmen. Die bereits erwähnten Hausbesuche finden nach bestandener Prüfung auch nach der Qualifizierung regelmäßig statt.

Seit dem Jahr 2022 sind für die Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson insgesamt 300 Unterrichtseinheiten, eine Hospitation, mehrere Prüfungen, die Kooperation mit dem Verein und dem Landratsamt und weiterführende jährliche Praxis-Fortbildungen nötig. Erst dann dürfen Kinder betreut werden.

TAPiR- und Kindertagespflege sind nur Betreuungen zweiter Klasse? So einfach ist es nicht. Das weiß auch Sevilay Corukoglu. Sie betreibt gemeinsam mit Kolleginnen zwei TAPiR-Gruppen, eine in Leonberg, eine Warmbronn – die Schatzkiste. Seit acht Jahren kümmert sich Corukoglu schon um 1- bis 3-Jährige in angemieteten Räumen. „Ich habe meinen Traumjob gefunden und kann mir aktuell nichts anderes vorstellen“, sagt sie in ihrer Niederlassung über der Kita-Nord.

In den TAPiR- Räumen befindet sich etwa eine große Wohnküche, ein eigener Ruheraum zum Schlafen, ein Büro für Mitarbeitende. Es geht hier eben es familiär und wohnlich zu. "Wir können in einem TAPiR noch mehr auf die einzelnen Bedürfnisse der Kinder eingehen, weil die Gruppen einfach deutlich kleiner sind", so Corukoglu, die ursprünglich als zahnmedizinische Fachangestellte gearbeitet hat. "Als ich meine drittes Kind bekam, hat mich eine Freundin gefragt, ob wir nicht zusammen Kinderpflege betreiben wollen. Den Schritt habe ich nie bereut." 

Daten und Fakten

In Leonberg werden derzeit rund 130 Kinder insgesamt in Kindertagespflege (Kindertagespflege im Haushalt der Tagesmutter und TAPiR) betreut. Die Anmeldung kann über das städtische Vormerksystem getätigt werden, die Familien haben aber auch jederzeit die Möglichkeit ein persönliches Beratungsgespräch mit einer Fachberatung des Tages- und Pflegemutter e.V. Leonberg zu führen und anschließend die Vermittlung zur einer qualifizierten Kindertagespflegeperson über den Verein zu starten. Die Kosten für die Kindertagespflege sind genauso hoch wie die Kosten für Kitas. Der Tages- und Pflegemutter e.V. sucht und berät nach wie vor Interessente, die als Kindertagespflegeperson oder im Vorstandsteam mitarbeiten möchten.

 

 

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