Die Stadt Leonberg wird in Zukunft einen großen Teil der Parkflächen für Autos einheitlich bewirtschaften. Darauf hat sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag, 27. Februar, geeinigt. Mit dem Parkraumbewirtschaftungskonzept des Referats für innovative Mobilität in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Richter-Richard möchte die Stadt insbesondere die Straßenräume optimieren, die Aufenthaltsqualität steigern und die vorhandenen Parkhäuser und -plätze besser nutzen.
Parkraum soll in Leonberg künftig bewirtschaftet werden. | © Stadtverwaltung
Im Zentrum Leonbergs sind Parkplätze ein rares Gut. Autofahrerinnen und Autofahrer streiten um die letzte Lücke oder legen Extrarunden ein, um eine geeignete Abstellmöglichkeit zu finden. Parksuchverkehr nennt sich das im Fachjargon. Dieser ist nicht nur lästig, sondern führt auch zu unnötigem Lärm und Luftverschmutzung sowie höheren Verkehrsbelastungen. Das Referat für innovative Mobilität und der Gemeinderat haben sich zum Ziel gesetzt, daran etwas zu ändern. "Die vorhandenen Parkhäuser werden wenig genutzt, der öffentliche Straßenraum ist dafür stark ausgelastet. Bei dem begrenzten Platz den wir in unserer Stadt haben, ist es wichtig, die vorhandenen Infrastrukturen effizienter zu nutzen. Die Parkhäuser sollen attraktiver werden, um die Parknachfrage auf den Straßen zum Teil zu reduzieren. Dadurch reduziert sich nicht nur der Parksuchverkehr, sondern wir schaffen mittelfristig Raum, etwa für bessere Sichtbarkeit in Kreuzungsbereichen", sagt der Leiter des Referats für innovative Mobilität, Stephan Kerner.
Aktuell ist der Parkraum in Leonberg unterschiedlich geregelt. In manchen Gebieten werden Parkgebühren bereits erhoben, manche haben eine zeitliche Parkbegrenzung. In anderen wiederum kann unbegrenzt zu jeder Tages- und Nachtzeit geparkt werden – unentgeltlich. "Bisher fehlen eine klare und logische Struktur und ein einheitliches Konzept, das intuitiv begreifbar ist. Auch die Regelungen zu Ausnahmegenehmigungen für Bewohner sind unterschiedlich und lückenhaft. Wir wollen die Bewirtschaftung vereinheitlichen und Parkraum für unsere Bürger besser nutzbar machen. So schaffen wir als Stadt auch die nötige Akzeptanz", ist sich der Referatsleiter sicher.
Um aber herauszufinden, in welchen Gebieten welche Maßnahmen sinnvoll und umsetzbar sind, wurde die Stadt Leonberg in verschiedene Zonen eingeteilt. Zone 1 etwa umfasst die Altstadt und die Innenstadt. Hier ergaben die Analysen der Expertinnen und Experten, dass eine Erhöhung der Gebühren sinnvoll wäre, um einen deutlicheren finanziellen Unterschied zwischen Parken auf der Straße und dem Parken in Parkhäusern herzustellen. Außerdem soll künftig mehr kontrolliert werden. Auch die Einführung von Bewohnerparken soll genutzt werden, um den Parkraum insbesondere für die Anwohnenden nutzbar zu machen. In der Zone 2 der Analyse sind die zentrumsnahen Wohngebiete um die Innenstadt enthalten. Auch dort möchte die Stadt durch Bewirtschaftung und Bewohnerparken erreichen, dass die Straßen hauptsächlich für Kurzzeitparken oder Anwohnende genutzt werden. In den Ortsteilen von Wamrbronn, Höfingen und Gebersheim ergab die Bewertung des Gutachters, dass nur leichte Anpassungen an den bestehenden Konzepten nötig werden. Im Kernbereich von Eltingen soll eine zeitliche Bewirtschaftung mit Ausnahmeregelgungen für Bewohnerinnen und Bewohner angeordnet werden. Aus dem Gemeinderat kam die Anregung, dass auch die Carl-Schmincke-Straße in diese Regelung aufgenommen werden soll. Diese war ursprünglich nicht im Untersuchungsraum integriert und soll nun noch nachträglich eingearbeitet werden. In den allgemeinen Wohngebieten wie Halde, Ramtel und Engelberg gibt es derzeit keine rechtliche Grundlage für die Aufnahme in das Bewirtschaftungskonzept. Hier sind andere Lösungen – vor allem städtebaulich – gefragt. In Leonberg gibt es außerdem an den Automaten die sogenannte Brötchentaste. Diese wurde zu keinem Zeitpunkt von der Stadt infrage gestellt. Das Referat für innovative Mobilität geht jetzt in die Detailplanung der Zonen.
Fakt ist: Eigentlich gibt es im Leonberger Zentrum ausreichend Stellplätze für Autos. Doch die, die den Straßenraum entlasten würden, werden derzeit noch zu wenig genutzt. Gemeint sind Tiefgaragen, wie etwa die Parkkaverne in der Altstadt. Auch sie soll neben den anderen Parkhäusern stärker in den Fokus rücken und attraktiver werden. Das Referat für innovative Mobilität setzt dafür auf Digitalisierung. Gemeint sind etwa kameragesteuerte und voll automatisierte Parksysteme, die Kennzeichen erfassen und den Gang zum Bezahlautomaten teils ersetzen. Eine Einführung dieser Systeme biete sich insbesondere in Parkhäusern, aber auch auf Parkplätzen der Stadt, wie etwa beim Hallenbad oder an der Stadthalle, an.
Um öffentliche städtische Parkplätze zu bewirtschaften, sind allerdings hohe verwaltungsrechtliche Hürden zu nehmen. "Wenn städtische Parkplätze in der Hand der Stadtwerke liegen, sind wir in der Umsetzung flexibler. Die Stadtwerke Leonberg können dann private Betreiber für die Bewirtschaftung beauftragen und sind nicht an die strengen Regelungen der Straßenverkehrsordnung gebunden. Mit diesen Systemen wollen wir die Parkplätze nutzerfreundlicher und dadurch attraktiver machen", erklärt Stephan Kerner.
Der Gemeinderat schloss sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich den Vorstellungen der Stadt Leonberg an. Auf der Grundlage des Parkraumkonzepts, sowie der Zonenkonzeptionierung und der Einbindung öffentlicher Parkplätze und Parkhäuser, soll ein gesamtstädtisches einheitliches Parkraumbewirtschaftungskonzept entstehen und sukzessive umgesetzt werden. Die Hinweise die noch aus dem Gemeinderat kamen, werden bei der Umsetzung berücksichtigt. Die Grundlage für das Parkraummanagement ist gesetzt. Nun folgt die Detailplanung und Umsetzung.
Das Konzept muss in eine rechtsgültige Parkraumsatzung überführt werden, Beschilderung und Parkautomaten müssen geplant und die Digitalisierung der Parkplätze vorangebracht werden. Die Parkraumbewirtschaftung ist ein besonders umfangreiches Projekt. Deshalb werde hier laut Stephan Kerner "Schritt für Schritt vorangegangen". Bis die Regelungen auf der Straße sichtbar sind, wird noch etwas Zeit vergehen.