Zentren sind das Herzstück jeder Stadt. Geschäfte, Restaurants und Co. halten sie am Leben. Damit der Puls konstant bleibt, brauchen die Akteure einen verlässlichen Ansprechpartner bei der Stadt, der ihnen bei Fragen aller Art zur Seite steht. Diese Rolle übernimmt in Leonberg die Citymanagerin Nadja Reichert seit fünf Jahren – und noch viel mehr.
Nadja Reichert ist Ansprechperson für Gewerbetreibende und Gastronominnen wie Gastronomen. | © Sebastian Küster
Egal, ob es um das Mehrweggebot bei Veranstaltungen, Digitalisierung in Geschäften und Restaurants, Kommunikation mit Werbegemeinschaften oder Marketing für die Wochenmärkte oder die Stadt als Ganzes geht – Nadja Reichert ist die Richtige dafür. Die Citymanagerin kümmert sich um zahlreiche Belange der Akteure in der Leonberger Innenstadt und bildet damit die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Dienstleistung, Gewerbe, Gastronomie. "Mir liegt die Zukunft der Leonberger Innenstadt sehr am Herzen. Ich bin Leonbergerin durch und durch. Obwohl es sehr herausfordernd ist, bin ich glücklich, dass ich das tun kann, was mich erfüllt", sagt Reichert mit einem Lächeln im Gesicht an ihrem Schreibtisch im fünften Stock des Neuen Rathauses.
Hier verbringt sie aber gar nicht so viel Zeit. Die Citymanagerin ist nämlich am liebsten unterwegs, um nah am Geschehen zu sein, mit den Händlerinnen oder Gastronomen eng in Kontakt zu bleiben. Die Akteure der Innenstadt zusammenzubringen, gemeinsam in den Austausch zu treten, um voneinander zu lernen – das gehört zu den Hauptaufgaben von Reicherts Jobbeschreibung. "Das ist der Teil meiner Arbeit, der mir besonders Spaß macht", so Reichert.
Gleichzeitig bedeutet das aber auch: Arbeiten zu Zeiten, die für Mitarbeitende in der Stadtverwaltung eigentlich nicht auf der Tagesordnung stehen. Zeit für intensiven Austausch und Gespräche haben Gastronominnen, Dienstleister und Händler in der Regel nämlich nur abends oder am Wochenende. "Diese Arbeitszeiten bringt mein Job nun einmal mit sich. Dafür bin ich aber auch viel unterwegs und sitze nicht – wie viele andere – nur am Schreibtisch", sagt die Citymanagerin.
Dass die Stadt Leonberg viel dafür tut, um die Innenstadt – gerade die Altstadt und den Marktplatz – lebendig zu halten und beispielsweise die Geschäfte zu stärken, ist für Bürgerinnen und Bürger oftmals nicht sofort sichtbar. Nadja Reichert fungiert als eine Art Projektmanagerin, holt sich Feedback der Teilnehmenden ein und arbeitet das in die Planungen ein. Das meiste geschieht im Hintergrund in enger Abstimmung mit den lokalen Akteuren. Auf Reicherts Konto gehen zum Beispiel die Organisation von verkaufsoffenen Sonntagen und langen Einkaufsnächten sowie die Organisation des Adventsdörfles auf dem Marktplatz und Sonder-Events wie das Streetfood-Festival, außerdem die Weihnachtsbleuchtungskonzeption für die Innenstadt. Mit dem seit 2022 angegliederten Stadtmarketing laufen auch die Bereiche i-Punkt, Konzeption und Vermarktung der Stadtführungen, Kreation und Verkauf der Leonberg-Souvenirs sowie Messeauftritte und Infostände unter Reicherts Regie.
Der umtriebige Citymanagerin ist dabei das Thema Nachhaltigkeit besonders wichtig. "Bei den Veranstaltungen verzichten wir beispielsweise wo immer möglich auf Einweggeschirr. Die Gastronominnen und Gastronomen sind dazu verpflichtet, Mehrweg anzubieten. Dabei unterstützen wir natürlich gerne", so Nadja Reichert. Aber auch bei Veranstaltungen, die nicht von der Stadt organisiert werden, steht die bestens vernetzte Frau mit Rat und Tat zur Seite. Sie hat zum Beispiel Tassen und Spülkörbe beschafft, die sich Vereine ausleihen und so auf Plastikgeschirr verzichten können. "Und wir arbeiten weiter daran, noch besser zu werden", so Reichert. Als Sprecherin der Leonberger Fairtrade-Agendagruppe unterstützt sie zudem die ehrenamtlich Engagierten dabei, den fairen Gedanken im lokalen Bewusstsein zu verankern.
Besonders in den Mittelpunkt rückte ihre Arbeit während der Corona-Pandemie. Für viele Gewerbe, Handeltreibende und Gastronominnen wie Gastronomen stand die Existenz auf dem Spiel. Schließlich brachen die meisten Einnahmen von heute auf morgen weg. Nadja Reichert war es, die für Betroffene immer ein offenes Ohr hatte und die oftmals sperrigen Verordnungen verständlich machte – egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit. "Es war wichtig, dass jemand da war, der die Sorgen und Nöte ernst genommen hat. Manchmal brauchten sie nur jemanden zum Zuhören, manchmal mussten wir gemeinsam nach Lösungen für Herausforderungen suchen", sagt Reichert. Und häufig waren sie erfolgreich. Fast über Nacht entwickelte sich im konstruktiven Zusammenspiel vieler lokaler Akteure etwa die Initiative "Leonberg bringt's". So konnte trotz der Zwangsschließung vieler Geschäfte und Restaurants ein zweites Standbein aufgebaut werden. Anstatt die Kundinnen und Kunden ins Geschäft zu locken, wurden ihnen die Waren nach Hause gebracht und die örtlichen Betriebe waren weiterhin präsent
Obwohl die Krise trotz aller Bemühungen einige Existenzen gekostet hat – sie hat die Akteure der Innenstadt enger zusammengeschweißt. "Wir profitieren heute davon, dass wir damals gemeinsam die Krise überwunden haben, können uns alle gegenseitig aufeinander verlassen. Das ist sehr viel Wert", so Reichert. Denn die Herausforderungen für den Einzelhandel, die Gastronomie und die Dienstleister sind nach wie vor groß. Bezeichnend sind die Schließungen der Restaurants Domizil und Unteres Tor in der Altstadt. Dennoch muss man differenzieren: "Das Leben ist ein ständiger Wandel, dem man sich positiv stellen muss. In Leonberg sind die Wege glücklicherweise oftmals kurz und man bringt mit viel Empathie und einer guten Kommunikation effektiv zusammen, was zusammenpasst – wie beispielsweise Interessent und Eigentümer", sagt Reichert. Sie ist sich sicher: Gemeinsam werden sich auch kommende Herausforderungen meistern lassen, denn: Leonberg bringt's – auch im übertragenen Sinn.